Aus der Walsroder Zeitung vom 21.11.2016 von Rolf Hillmann:

Kathrin Rösel soll es machen


CDU nominiert ihre Kandidatin für die nächste Bundestagswahl / Grindel in Sorge um Volksparteicharakter der CDU


Keine 24 Stunden nach der SPD nominierte auch die CDU im Heidekreis ihre Kandidatin für die nächste Bundestagswahl: Rund 300 Mitglieder aus dem gesamten Wahlkreis Rotenburg-Heidekreis hatten die Wahl zwischen zwei Frauen: Raumplanerin Ulrike Jungemann aus dem Landkreis Rotenburg und Kathrin Rösel, amtierende Bundestagsabgeordnete und Nachrückerin des neuen DFB-Präsidenten Reinhard Grindel. Der ließ es sich nicht nehmen, am Sonnabendvormittag in seinen Wahlkreis und an die alte Wirkungsstätte zurückzukehren, um bei der offiziellen Nominierung seiner Nachfolgerin persönlich anwesend zu sein. Dass er Kathrin Rösel als seine Favoritin auf dem Zettel hatte, daraus machte er keinen Hehl. Bild "PM-2016:Nominierungsrede.jpg"
Vor dem Nominierungsparteitag, bei dem auch die Altvorderen Heinz-Günther Bargfrede, Karl-Dieter Oestmann und Gustav Isernhagen anwesend waren, hatten die beiden Kandidatinnen sich schon auf verschiedenen Regionalkonferenzen den Mitgliedern vorgestellt. Mitwelchen Voten dort abgestimmt worden war, blieb der Öffentlichkeit verborgen, da die Regionalkonferenzen hinter – zumindest für Pressevertreter – verschlossenen Türen stattfanden.
Die Anwesenden des vormaligen Abgeordneten und neuen DFB-Präsidenten hatte aber auch einen zweiten Grund: Die Kreisvorstände wollten ihn gebührend verabschieden und ihm in aller Öffentlichkeit ihren Dank für die geleistete Arbeit aussprechen. Grindel gab den Dank zurück und nutzte die Gelegenheit, „als ehemaliger Abgeordneter, nicht als DFB-Präsident“, über den Zustand der CDU zu sprechen, über deren Volksparteicharakter er sich sorgte. Aber zunächst hatten die Kandidatinnen das Wort. In jeweils fünfzehnminütigen Bewerbungsreden hatten sie die Möglichkeit, um die Gunst ihrer Wähler zu werben.
Mit Kathrin Rösel hörten die rund 300 CDU-Mitglieder eine geschickte Rednerin, die die aktuelle Politiklage und die Zukunftsaufgaben, auch und besonders im ländlichen Raum, mit persönlichen Anmerkungen versah (Stichwort Burkaverbot und Kinderehe: „Kinder gehören in die Schule und nicht ins Bett ihres 20 Jahre älteren Ehemanns“). Sie skizzierte ein Politikbild christlich-sozialer Prägung, sprach sich für adäquate Lebensbedingungen im „liebenswerten“ ländlichen Raum aus, für flächendeckende Nahversorgung, öffentlichen Personennahverkehr und hausärztliche Versorgung, aber auch für angemessene Entschädigungen der Landwirte beim Bau des SuedLinks, wenn es zu dauerhaften Ernteeinbußen komme.
Ihrer Konkurrentin Ulrike Jungemann merkte man an, dass sie auf politischem Parkett nicht zu Hause war. Rhetorisch weniger stark als Rösel, brav, aber ohne Erfolg bei  den Versuchen, die Zuhörer zu begeistern, streifte sie fast die gleichen Politikfelder und Themen. Sie wolle junge Leute wieder aufs Land holen und die Möglichkeiten verbessern, in den Dörfern zu bauen. Flächendeckendes Mobilfunknetz und Breitbandausbau gehörten für sie zu den modernen Lebensbedingungen, auf die auf dem Land nicht mehr zu verzichten sei. Sie versicherte, den Mut zu haben, mit Interesse und Ehrlichkeit den Wahlkreis in Berlin zu vertreten. Höflicher Applaus deutete schon an, dass das Votum anders ausfallen würde. Nach geheimer Wahl und Stimmenauszählung entfielen 89 Stimmen auf Jungemann, 206 auf die Bundestagsabgeordnete und zukünftige Bundestagskandidatin Kathrin Rösel.

Reinhard Grindel kam durch seine Rede über den Zustand der CDU der Einschätzung nahe, eher dem konservativen Flügel der Partei zuzuordnen zu sein. Menschen orientierten sich eher an Personen, als an Programmen. Früher sei die CDU von drei Säulen getragen worden: christliche Soziallehre, soziale Marktwirtschaft und Konservatismus. Diese Säulen wurden repräsentiert von Personen. „In diesem Sinne vermisse ich einen Roland Koch, einen Friedrich Merz, und ich werde einen Norbert Lammert und einen Wolfgang Bosbach vermissen.“ Grindel warnte – auch die Medien – davor, das Grundvertrauen in politische Institutionen weiter zu zerstören, „denn dann wenden sich die Menschen denen zu, die vom ‚Dagegen‘ leben. Wir brauchen aber ein ‚Dafür‘.“ Wer ständig kritisiere und skandalisiere, treibe die Menschen in die Arme der Populisten. In den USA hätten die Verlierer einer Gesellschaft ihre Hoffnung auf einen Milliardär gesetzt, der keine Steuern zahlt und sie belügt. „Nicht Trump hat gewonnen, die politische Klasse hat verloren.“ Es komme in Zukunft noch viel mehr darauf an, „Politik zu erklären, zu erklären, zu erklären“. Es dürfte nicht weiter ein Zerrbild von Politik vermittelt werden.
Grindel bedankte sich bei seinen Parteifreunden für 14 Jahre sehr engagierte Unterstützung. Er sei stolz darauf, ungeschlagen seine Aufgabe beendet zu haben. „Ich habe zwei Mal kandidiert und zwei Mal gewonnen. Aber darauf habe ich kein Patent angemeldet, ich wünsche Kathrin Rösel, dass sie es mir nachmacht.“

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